Einladung zum Jeden-Monat-Infostand

ACHTUNG: Der Jeden Monat-Infostand musste einer anderen Aktion weichen und findet nun am stadtabgewandten Ende der Römerpassage, Adolf-Kolping-Straße, auf der Freifläche vor der Römerpassage statt. Wie immer am 3. Mittwoch des Monats findet Ihr uns dort am Mittwoch, den 15. August 2012 von 11 bis 14 Uhr!

Wir informieren anschaulich über die Relationen der Anteile im Hartz-IV-Regelbedarf für Mobilität, Bildung, Ernährung und darüber hinaus des Bedarfs an Wohnen zum normalen bzw. als normal angesehenen Aufwand in der Konsumgesellschaft.

Jeden-Monat-Infostand am 20. Juni

Am 20. Juni 2012 machen wir mit dem ver.di Bezirkserwerbslosenausschuss Rhein – Nahe – Hunsrück zwischen 11 und 14 Uhr in Mainz auf dem Kardinal-Volk-Platz (am stadtseitigen Ausgang der Römerpassage) wieder einen Jeden-Monat-Infostand. In diesem Rahmen machen wir klartext Nr. 20/2012: “Fiskalpakt trifft auch Städte und Gemeinden” und Wirtschaftspolitik AKTUELL Nr. 08/2012: “Jobs – Desaster und Unsicherheit” zum Thema.

Der DGB stellt heraus, dass der europäische Fiskalpakt, der in den Medien scheinbar keine Auswirkungen auf die Bundesrepublik hat, weil “wir” schon die Schuldenbremse installiert haben, sehr wohl gravierende verschlechternde Einschränkungen zur Folge haben wird: Die “Schonfrist” der deutschen Schuldenbremse für die Bundesländer wird durch den Fiskalpakt annulliert und somit eine mittelbare Schuldenbremse effektiv sogar vorgezogen. Zudem trifft der Fiskalpakt auch noch die von der Schuldenbremse unmittelbar nicht betroffenen Kommunen, da der Fiskalpakt nicht zwischen staatlichen Ebenen  differenziert; er schreibt vielmehr dem „gesamtstaatlichen Haushalt“ eine pauschale Schuldenobergrenze vor, bei der die Kommunen von Bund und Ländern schlicht an den Rand gedrängt werden.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zeigt, wie sich in Europa als Folge der Bankenkrise(n) die Arbeitslosigkeit und (noch schrecklicher) die Jugendarbeitslosigkeit in wichtigen Staaten Europas entwickelt haben. In Griechenland und Spanien ist jeweils rund die Hälfte der Jugend arbeitslos!

Es führt kein Weg daran vorbei: Wir müssen die Banken verstaatlichen, streng regulieren und restlos entmachten!

Außerdem brauchen wir das bedingungslose Grundeinkommen zur Erfüllung des Grundrechts auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums inkl. sozialer, kultureller und politischer Teilhabe mit gerecht optimierten Freiheitsgraden für alle!

Unser Redebeitrag zur Maikundgebung 2012

1. Mai 2012
Tag der Arbeit in Mainz

Arbeitszeitverkürzung jetzt!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste!

Mein Name ist Manfred Bartl und ich rede hier für das Bündnis “Jeden-Monat-Demo”.

Ich habe eine Anekdote für Euch, die ich Euch vom Warnstreik im öffentlichen Dienst der Stadt Wiesbaden mitbringe.

Ein Kollege empörte sich über die schlechte Behandlung der Jugend am Arbeitsmarkt. Er problematisierte das ungeheure Verhältnis von insgesamt 4000 Auszubildenden bei der Bundeswehr, denen nur 100 Übernahmegarantien im Jahr gegenüberstehen. Ganz offensichtlich erregte ihn dieses Missverhältnis enorm und darum forderte er:

DAS MUSS SOFORT AUFHÖREN!

Hey, Recht hat er!

Wenn man oberflächlich darüber nachdenkt, könnte man aus Sicht dieses Arbeitgebers, dessentwegen ich meine Stimme etwas dämpfe, weil er ausgerechnet dort hinten sitzt, darauf entgegnen, künftig nur noch 100 Azubis auszubilden, alle zu übernehmen und damit alle zufriedenzustellen!

Whoaa, eine vermessene Annahme!

In Wirklichkeit wollen WIR natürlich Chancen für die Jugend, also 4000 Übernahmegarantien, natürlich nicht notwendigerweise bei der Bundeswehr, sondern überall dort, wo immer im öffentlichen Dienst oder in der freien Wirtschaft die Ausbildung sachgerecht nachgefragt wird.

Da gibt es allerdings ein Problem: Kein Arbeitsplatz, der vom Himmel fällt.

Was braucht es aber, um einen neuen Arbeitsplatz einzurichten?

– Sicher kein Wachstum, denn es ist gerade umgekehrt, dass Arbeiter unter steigender Nachfrage Wachstum generieren und neue Jobs dann nur in Folge ungebrochen anhaltender Nachfrage entstehen.

– Auch keine künstlich erzeugte Nachfrage wie zuletzt bei der Abwrackprämie, weil wir uns sowas a) nicht leisten können und b) aus ökologischer Hinsicht doch wohl nicht leisten wollen.

Mit welchem Mittel also bringen wir die restlichen 3900 Azubis der Bundeswehr – und zugleich alle 5 Millionen Erwerbslosen, alle Unterforderten, alle Zeitarbeiter, die vollzeit festangestellt sein wollen, usw. – am Arbeitsmarkt unter?

Das Geheimnis lautet: Zusammenrücken!

Redner Manfred Bartl

Das Problem, das der Arbeitsmarkt heute hat, ist ihm durch Vernachlässigung des Freizeitausgleichs des erzielten Produktivitätsfortschritts erwachsen.

Ganz offensichtlich arbeiten manche viel zu viel und erzielen dementsprechend zwar viel Einkommen, sehen ihre Familien aber kaum, während andere nicht in Erwerbsarbeit tätig sein dürfen und dementsprechend kein Einkommen (außer staatlichen Transferzahlungen) erzielen und mit ihren Familien zwar zusammen sind, aber ihr Leben nicht wirklich leben können. Indem die einen von ihrer Freizeit abgeben, damit andere ihre Arbeit loslassen können, gewinnen alle in Form von Selbstverwirklichung in Familie und Arbeit. Endgültig behoben ist das Problem, wenn alle entsprechend ihrer Leistung entlohnt werden und davon ihre Freizeit in Muße und Engagement sinnstiftend für ihre Familien und die Gesellschaft gestalten können.

Und Ihr fragt Euch nun: Warum erzähle ich Euch diese Geschichte?

Aus einem ganz einfachen Grund: Wenn die Bundeswehrazubis in den Tarifvertrag öD schauen, werden sie sowas wie ein Zusammenrücken zumindest im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen nicht entdecken. Der Tarifabschluss sieht keine Arbeitszeitverkürzung vor!

Auch uns vom ver.di Bezirkserwerbslosenausschuss stört das! Wir stehen nach wie vor draußen vor der Tür!

KLOPF KLOPF

WIR WOLLEN ZUSAMMENRÜCKEN!

Unten am Stand der Erwerbsloseninitiativen haben wir Informationen der Initiative “Arbeitszeitverkürzung jetzt!” zur 30-Stunden-Woche, der Vollzeit neuen Typs von der attac AG ArbeitFairTeilen.

Kolleginnen und Kollegen, seht zu, dass Ihr bei Euren nächsten Tarifabschlüssen mit Macht daran geht, die 30-Stunden-Woche zu fordern! Alle Argumente dafür findet Ihr bei uns am Stand!

Darüber hinaus informieren wir über den Wiesbadener Appell und sammeln Unterschriften für die raschestmögliche Legalisierung von politischen Streiks und des machtvollen Generalstreiks!

Weiterhin haben wir den Aufruf der GewerkschafterInnen für Grundeinkommen dabei, den Dialog über die Ausgestaltung des bedingungslosen Grundeinkommens nicht abreißen zu lassen und verstärkt in die Gewerkschaften hineinzutragen. Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist!

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!

Jeden-Monat-Infostand im April

Am 18. April machen wir zwischen 11 und max. 14 Uhr wieder einen Jeden-Monat-Infostand am stadtseitigen Ausgang der Römerpassage (Kardinal-Volk-Platz, vor der Sparda-Bank). Unsere Themen sind vor allem der bevorstehende Tag der Arbeit am 1. Mai, zu dem wir alle herzlich einladen möchten, dann  die Rennaisance der Arbeitszeitverkürzung (AZV) namentlich der Forderung nach einer 30-Stunden-Woche, die Legalisierung des politischen und Generalstreiks (Wiesbadener Appell, bitte unterzeichnen!) und alles, was es gegen Hartz IV vorzubringen gibt!

Kirchenaustritt unter Hartz-IV-Bedingungen

Am Gründonnerstag 2012 hat die Giordano-Bruno-Stiftung einen kollektiven Kirchenaustritt zum Hasenfest organisiert. Ich nutzte die Gelegenheit und machte mit meinem eigenen Kirchenaustritt eine Co-Plattform auf: 1) Ich trat unter Verweis auf die Aufklärung aus der römisch-katholischen Kirche aus, 2) prangerte die Kirchen wegen ihrer Beteiligung an der Ein-Euro-Job-Barbarei an und wies 3) durch meine Spendensammlung darauf hin, dass der Hartz-IV-Regelbedarf (nicht einmal zum Ansparen wie beim auf zehn Jahre heruntergerechneten Bruchteil für einen neuen Personalausweis) keinen Anteil für die Kirchenaustrittsgebühr (von in Mainz 20,45 Euro) enthält, sodass Hartz-IV-Leistungsberechtigten diese Freiheit vorenthalten wird. (Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl an den Freiheitsapostel Joachim Gauck)

Freundlicherweise spielten alle Versammelten mit (und wohl zum Glück für diese Aktion war ich der einzige austrittswillige Hartz-IV-Leistungsberechtigte) und brachten sogar ein bisschen mehr Geld zusammen, als für den Kirchenaustritt vonnöten gewesen ist. Unter Verweis auf die Streichung des Alkoholanteils aus dem Hartz-IV-Regelbedarf kündigte ich aber eine sinnvolle Verwendung dieses Überschusses an!

In der Tagesschau von 12 Uhr komme ich zu Wort mit der Ein-Euro-Job-Barbarei der Kirchen und der Spendensammlung für den Kirchenaustritt eines Hartz-IV-Leistungsberechtigten. Auch der Humanistische Pressedienst hat vom Kollektiven Kirchenaustritt (“Und Tschüss!”) berichtet und dabei Aspekte der “unsoziale[n] Personalpolitik der Kirchen” zitiert. Hinzu kommen 50 Fotos aus Mainz via Facebook!

Ostermarsch Mainz/Wiesbaden 2012 in Wiesbaden

am Karsamstag, den 7. April 2012

um 10:30 Uhr zur Auftaktkundgebung am Hauptbahnhof Wiesbaden

Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt !

Seit Jahren führt Deutschland mit zunehmender Intensität Kriege in aller Welt, nirgends hat dies zur Befriedung der jeweiligen Konflikte geführt. Weder in Afghanistan, noch am Horn von Afrika oder im Kosovo wurden vor Ort demokratische Strukturen geschaffen oder den Menschen auch nur ein Leben ohne permanente Bedrohung gesichert. Im Gegenteil: je mehr Truppen entsandt werden, umso schlimmer wird es für die jeweils betroffene Bevölkerung und für zivile Hilfsorganisationen, die sich schließlich zurückziehen müssen.

Das ist kaum verwunderlich: Die Bundeswehr wird, wie alles Militär, in erster Linie zur Durchsetzung und Sicherung wirtschaftlicher und machtpolitischer Interessen eingesetzt.

Deutschland ist Europameister bei den Rüstungsexporten. Die deutschen Exporte von Kriegswaffen und Rüstungsgütern haben sich in den letzten Jahren verdoppelt. Jede Minute stirbt ein Mensch an den Folgen einer Gewehrkugel, einer Handgranate oder einer Landmine. Zu den Empfängern deutscher Waffen, Rüstungsgüter und Lizenzen zählen selbst Diktaturen und autoritäre Regime, die die Menschenrechte mit Füßen treten.
Schluss mit Rüstungsproduktion und Waffenhandel!

Der Ausbau der Bundeswehr zur Armee für Interventionskriege wird vorangetrieben. Dadurch soll ihr Einsatz effektiviert werden, sowohl im Ausland als auch im Innern.

Gerade auch nach der Aussetzung der sogenannten „Wehrpflicht“ (abgeschafft ist sie keineswegs) betreibt die Bundeswehr vehement eine Militarisierung der Öffentlichkeit, im Fernsehen und in Printmedien, bei zivilen Veranstaltungen, selbst Hobby- und Ausbildungsmessen und unmittelbar in den Schulen, um ihr schlechtes Image aufzupolieren, die Bevölkerung auf ihre Kriege einzustimmen – und nicht zuletzt um den fehlenden Nachwuchs zu rekrutieren.
Eine dem Frieden verpflichtete Gesellschaft braucht keine Armee!

Krieg wird immer mehr als selbstverständliches Mittel der Außenpolitik und der Interessendurchsetzung propagiert. Indem Bundeskanzlerin Merkel öffentlich Freude über den Tod von Osama bin Laden bekundet, wird versucht, emotional Unterstützung für die Gewalt zu mobilisieren. Die sogenannten humanitären Argumente für Krieg erweisen sich regelmäßig als vorgeschoben, auch im Libyen-Krieg, in dem die angeblich zu schützende Zivilbevölkerung von der NATO bombardiert und von Rebellen massakriert wurde.

Krieg darf kein Mittel der Politik sein!Krieg und Gewalt sind keine Lösung!Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit.Krieg ist organisierter Massenmord.Krieg schafft die Voraussetzungen für neue Kriege und neue Gewalt.

Dieser gefährlichen Dynamik müssen wir uns entgegenstellen, indem wir uns für Abrüstung, Entmilitarisierung, gewaltfreie Konfliktlösung und die Beseitigung aller Kriegsursachen einsetzen.

Wir treten ein für:

  • Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan und allen anderen Auslandseinsätzen, Aus­tritt aus der NATO, eine Bundesrepublik ohne Armee
  • Abzug der Besatzungsmächte aus Irak und Afghanistan;
  • Abschaffung aller Kriegs- und Zwangsdienste, nicht nur Aussetzung des Kriegsdienst­zwangs; Ende der Verfolgung von Kriegs­dienstverwei­gerern in aller Welt, Asyl für Kriegsdienstverweigerer
  • drastische Kürzung der Rüstungsausgaben
  • Beendigung aller Waffenexporte
  • zivile Nutzung von Militäranlagen und Rüs­tungsfabriken (Rüstungskonversion);
  • Abschaffung von Atomwaffen – z.B. den in Büchel (Eifel) stationierten Atomwaffen – und Atomkraftwerken;
  • Abkehr vom Öl zugunsten erneuerbarer Energien und einer Lebens.- und Produk­ti­onsweise, die mit deutlich weniger Energie auskommt; Klimapolitik ist Friedenspolitik!
  • Sicherung und Verteidigung sozialer und poli­tischer Errungenschaften und damit gegen Polizeigewalt, Sozialabbau, Überwachungs­staat und Bundeswehreinsatz im Innern
  • eine gerechte Weltwirtschaftsordnung

Es rufen auf

  • Alevitisches Kulturzentrum Mainz e.V./Mainz Alevi Kültür Merkezi
  • Antirassistische Gruppe Mainz
  • ARAK Antirassistischer Arbeitskreis Mainz
  • Attac Mainz
  • Attac Wiesbaden
  • Arbeitskreis Umwelt und Frieden (AUF AKK)
  • Connection e.V.
  • Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Mainz
  • Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Wiesbaden
  • DGB Mainz-Wiesbaden
  • DIE LINKE. Mainz
  • DIE LINKE. Rheinland-Pfalz
  • DIE LINKE. Wiesbaden
  • DKP Mainz
  • DKP Rheinland-Pfalz
  • DKP Wiesbaden-Rheingau/Taunus
  • GEW Mainz-Bingen
  • IG BAU Bezirksverband Wiesbaden-Limburg
  • IG Metall Wiesbaden-Limburg
  • Iranisches Kulturzentrum e.V.
  • Linkswärts e. V.
  • Mainzer Initiative gegen HARTZ IV
  • Mainz Özgürlük ve Dayanışma Derneği / Verein Freiheit und Solidarität Mainz
  • Medieninitiative Mainz-Wiesbaden Radio Quer
  • Partei Mensch Umwelt Tierschutz – Die Tierschutzpartei LV Rheinland-Pfalz
  • Politische Lesben-und Schwulengruppe ROSA LÜSTE
  • Rathausfraktion Linke&Piraten Wiesbaden
  • SDAJ Wiesbaden-Rheingau/Taunus
  • ver.di Bezirk Wiesbaden
  • ver.di Bezirk Rhein-Nahe-Hunsrück
  • VVN/BdA Kreis Mainz-Bingen
  • Wählergruppe Linke Liste Wiesbaden

Spenden für den Ostermarsch bitte an:
DFG-VK Wiesbaden, GLS-Bank, BLZ 430 609 67, Konto-Nr. 4006161719,
Stichwort: Ostermarsch

Der Aufruf zum Ostermarsch als pdf-Datei

Treffen im März bei ver.di

Anlässlich der Podiumsdiskussion von ver.di Rhein – Nahe – Hunsrück mit fünf Kandidaten der Mainzer Oberbürgermeister-Wahl am 6. März 2012 fällt das reguläre Treffen aus. Alle Hartz-IV-Leistungsberechtigten aus Mainz sollten sich ab 17:30 Uhr im Erbacher Hof (Grebenstraße 24-26) einfinden und den OB-Kandidaten von PIRATENPARTEI, ödp, SPD, GRÜNEN und CDU Eure Fragen stellen! Dass die Knallchargen der großen Parteien keine befriedigenden Antworten werden geben können, dürfte von vornherein klar sein. Ich sage nur “Spardezernent”…

Offener Brief an die Mainzer Allgemeine Zeitung

Sehr geehrte Damen und Herren,

am Mittwoch, den 29. Februar 2012 veranstaltet die “Allgemeine Zeitung” eine Podiumsdiskussion anlässlich der bevorstehenden Oberbürgermeister-Wahlen in Mainz am 11. März 2012. Die Diskussionsrunde ist gedacht als öffentlichkeitswirksamer Einsatz Ihrer Zeitung für unsere Demokratie, hier: bei der Direktwahl der Person des Oberbürgermeisters, sozusagen des Stadtverordnetenvorsitzenden, des obersten städtischen Repräsentanten und zugleich des Verwaltungschefs mit Richtlinienkompetenz.
Offenkundig eine wichtige Wahl für die Mainzer Bürgerinnen und Bürger!

Umso undemokratischer ist Ihre Organisation der Podiumsdiskussion, für die Sie nur drei der insgesamt acht OB-Kandidaten eingeladen haben, nämlich die nach Aussage der “Allgemeinen Zeitung” “aussichtsreichsten Bewerber“, also die Kandidaten von SPD, CDU und GRÜNEN und somit nicht einmal die Hälfte der Kandidaten. Darüber hinaus sind diese Kandidaten nach unserer Ansicht völlig aussichtslos!

  • Lukas Augustin (CDU) ist i.e.S. überhaupt kein Politiker, ein reiner Verwaltungsmensch ohne jeden Bezug zum politischen Amt des Oberbürgermeisters und ganz besonders ohne jeden Bezug zu den Nöten der Erwerbslosen und ihrer Familien.
  • Michael Ebling (SPD) ist politisch im Wesentlichen eine “weiße Wand”, auf der alle mit ihrem Weltanschauungspinsel malen können, wie sie gerade lustig sind. Im Anschluss vermengt Ebling all dies in opportunistischer Manier zu “seiner” Auffassung und geht damit unter Karrieregesichtspunkten in Kreisen der Hartz-IV-Partei SPD hausieren.
  • Günter Beck (GRÜNE) mag mal irgendwann in grauer Vorzeit “grün” gewesen sein, aber heute ist er nichts anderes als ein neoliberaler Zivilisationsvernichter. Als er dem Mainzer Staatstheater seine Kürzungsorgie aufbrummen wollte, hat ihn der Mainzer Stadtschreiber Ingo Schulze völlig zurecht und ausgesprochen wortgewaltig rundgemacht. Becks Claim zur OB-Wahl, “Holt Euch Eure Stadt zurück“, trieft nur so vor Ironie, weil er selbst als “Sparkommissar” einer der größten Raubritter der Stadt Mainz ist. Zu allem Überfluss vertritt er die Hartz-IV-Partei der GRÜNEN, die noch aus der Opposition heraus einen Antrag auf Einrichtung eines SozialPasses in den Stadtrat einbrachte und ihn seither, auch nach ihrem Regierungseintritt, im Sozialausschuss verrotten lässt.

Alle drei gehören Parteien an, die mit Hartz IV im Bund den Ausstieg aus der Zivilisation und den Einstieg in die Barbarei beschlossen haben und das Monstrum seither nachhaltig verschlimmbessern, etwa mit der Anrechnung (nach dem Kindergeld auch) des Elterngeldes als Einkommen, was der totalen Streichung gleichkommt, und mit durch sukzessive Regelsatzerhöhungen über faktische Kürzungen hinwegtäuschend die Öffentlichkeit – und leider auch die Presse im Allgemeinen und die “Allgemeine Zeitung” im Besonderen – erfolgreich über den exkludierenden Charakter von Hartz IV narren.

Wir erwarten keineswegs Unmögliches von Ihnen wie einen expressis verbis gegen Hartz IV agierenden OB-Kandidaten aus dem Nichts. Es würde uns vollkommen reichen, wenn die “Allgemeine Zeitung” ihrem Namen wenigstens beim Podium ihres Forums soweit gerecht werden und Sie für eine allgemeine Besetzung sorgen, also alle acht OB-Kandidaten einladen würden! Nur so hat der Wettbewerb der Meinungsbildung auch einen Markt!

Vielen Dank!

Erster Infostand gegen Hartz IV

Im November 2011 findet erstmals keine Jeden-Monat-Demo mehr statt. Sie wird ersetzt durch den monatlichen Infostand gegen Hartz IV. Wie gewohnt findet auch der Infostand gegen Hartz IV am 3. Mittwoch jedes Monats statt, allerdings von 11 bis 13 Uhr auf dem Kardinal-Volk-Platz (am stadtseitigen Ausgang der Römerpassage). Zum ersten Infostand könnt Ihr Euch beteiligen am kommenden Mittwoch, den 16.11.2011 ab 13 Uhr auf dem Kardinal-Volk-Platz! Wir bitten um rege Beteiligung! Denn: Hartz IV muss weg!

Hartz IV im Vergleich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen

Auch wenn die Jeden-Monat-Demo zur 4. Internationalen Woche des Grundeinkommens mangels Masse abgesagt wurde, publiziere ich meinen vorgesehenen Redebeitrag gleichsam als virtuelle Demo für das Grundeinkommen:

Manche halten Hartz IV oder besser gesagt: das Arbeitslosengeld II (kurz ALG II) für ein Grundeinkommen oder zumindest für einen Einstieg ins Grundeinkommen. Langfristig wird es vielleicht als Meilenstein auf dem Weg dorthin wirken, weil Hartz IV nun einmal historisch zwischen Sozialhilfe und dem Grundeinkommen zu liegen gekommen sein wird.

Von den Grundsätzen her ist Hartz IV jedoch absolut nicht als Grundeinkommen konzipiert und das Sozialgesetzbuch II (SGB II) enthält zu viele diesem Ziel entgegenstehende und oft verfassungswidrige Paragraphen, deren Entfernung zum Zwecke der Schaffung eines Grundeinkommensgesetzes das SGB II praktisch entkernen würde.

Was sind die so entscheidenden Unterschiede?

Hartz IV ist offiziell die „Grundsicherung für Arbeitsuchende“. Der Gesetzgeber hat also die Bedingung der Arbeitsuche vor den Leistungsbezug estellt, genauer: dass durch eine Erwerbstätigkeit Hilfebedürftigkeit beseitigt wird. Zugleich wird auf diese Weise ein eingeschränkter Adressatenkreis definiert, nämlich die Menschen, die durch Langzeiterwerbslosigkeit und die wirklich gewordene „Armut per Gesetz“ in die Hilfebedürftigkeit abgerutscht sind und durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit von mindestens Stunden täglich zur Verringerung ihrer Hilfebedürftigkeit gefordert werden sollen.

Das Grundeinkommen in seiner bedingungslosen Ausgestaltung ist demgegenüber als Grundrecht für alle dauerhaft im Geltungsbereich des Grundgesetzes lebenden Menschen konzipiert. Es ist nicht an die Voraussetzung einer Hilfebedürftigkeit gekoppelt und vor allem nicht – daher die Bedingungslosigkeit – an eine Gegenleistung in Form von Erwerbstätigkeit. Sowohl erwerbstätige als auch erwerbslose Arbeitnehmer erhalten es, sich selbst ausbeutende Selbstständige erhalten es genauso wie millionenschwere Privatiers, die ihr Geld für sich arbeiten lassen, Kinder erhalten es gleichermaßen wie ihre Eltern, arme Kirchenmäuse werden genauso großzügig bedacht wie gut betuchte Rentner.

Dabei wurde der Betrag der Hilfe zum Lebensunterhalt für die Betroffenen durch Einführung von Hartz IV massiv abgesenkt, nämlich 1. durch die komplette Abschaffung der Arbeitslosenhilfe und 2. durch Einbeziehung vieler außergewöhnlicher Belastungen in die Pauschale des ALG-II-Regelsatzes, wo im Rahmen der Sozialhilfe noch fallweise und dann auch umfassend geholfen werden konnte. Dass Hartz IV gemäß Paragraph 1 SGB II den Leistungsberechtigten ermöglichen soll, „ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht“, war von Anfang an eine Farce. Es wurde umso mehr eine Farce, als das Bundesverfassungsgericht am 9. Februar 2010 das Grundrecht auf soziokulturelle Teilhabe auf der Grundlage der Artikels 1 Grundgesetz definierte, das sich im neuen SGB II nicht nur nicht wirklich niederschlug. Dadurch etwa, dass der Anteil für Alkohol und Tabak gestrichen wurde oder dass expressis verbis die „soziale und kulturelle Teilhabe“ sichernde Anteile aus dem Kinderregelsatz (für soziokulturelle Teilhabe!) ausgelagert und hinter neue Antragshürden in das „Bildungs- und Teilhabepaket“ integriert wurde, ist Hartz IV sogar noch verfassungswidriger als zuvor. Das ist schon eine Ironie des Schicksals, dass dieses neue, durchaus zur Begründung eines bedingungslosen Grundeinkommens heranzuziehende Grundrecht auf soziokulturelle Teilhabe, das offenkundig kein exklusives Grundrecht für Langzeitarbeitslose ist, sondern ein Grundrecht aller Menschen, nicht im geringsten zu einer Verbesserung der Menschenrechtssituation in Deutschland geführt hat!

Das bedingungslose Grundeinkommen hingegen soll wirklich die soziokulturelle Teilhabe garantieren, wie es das erste Kriterium des Netzwerks Grundeinkommen betont: „Ein Grundeinkommen soll bedingungslos jedem Mitglied einer politischen Gemeinschaft die Existenz sichern und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.

Im Gegensatz zum Statistikmodell des SGB II oder der Warenkorblösung der Sozialhilfe die dem Wesen nach auch hinter Hartz IV steht und die beide letztlich nur Almosen von Seiten der Mehrheit der Habenden „da oben“ für die Unterschicht bereitstellen, ist der Ansatz des bedingungslosen Grundeinkommens der einer emanzipatorischen Grundausstattung, die eine soziokulturelle Teilhabe garantiert und darum auch als Demokratiepauschale (Katja Kipping) bezeichnet wird, da sie das demokratische Subjekt zum Handeln ermächtigt, indem es dieses zum Wirtschaftssubjekt erhebt. Das
Bundesverfassungsgericht drückte es so aus:

Das Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 Grundgesetz sichert jedem Hilfebedürftigen diejenigen materiellen Voraussetzungen zu, die für seine physische Existenz und für ein Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben unerlässlich sind.“ (…)
Der gesetzliche Leistungsanspruch muss so ausgestaltet sein, dass er stets den gesamten existenznotwendigen Bedarf jedes individuellen Grundrechtsträgers deckt.

Prinzipiell geht es um den Gegensatz von fremdbestimmtem Leben unter Grundsicherungsregime und selbstbestimmtem Leben mit Hilfe eines bedingungslosen Grundeinkommens. Noch heute spielen viele Politiker die Schmierenkomödie, dass das ALG II doch nur zur Überbrückung einer kurzen Zeitspanne ohne Job diene. Dabei bekommt man das ALG II ohnehin erst, wenn schon 12 Monate ALG I hinter einem liegen und man mit der „Armut per Gesetz“ viele langfristig vorzuhaltende Ressourcen bereits aufgeben musste. Man stürzt dann in einen Zustand der Armut, aus dem heraus die Wiederaufnahme eines existenzsichernden Jobs mit jedem Monat schwieriger wird. Statistiken zeigen darüber hinaus, dass sich bei immer mehr Menschen der Hartz-IV-Zustand zunehmend verfestigt, einfach weil der Arbeitsmarkt im Kapitalismus eben so gestrickt ist, dass er einerseits die Anforderungen immer höher schraubt, während er bei weitem nicht genug Angebote generiert (wenn es überhaupt diese Möglichkeit gibt), ausnahmslos alle Menschen jenen Anforderungen anzupassen.

Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen für Alle wird der Übergang zwischen einem Arbeitsplatz und einer Orientierungsphase in der Erwerbslosigkeit deutlich weicher, weil es lediglich um Fragen der Lebensstandardabsicherung geht und nicht um solche der Existenzsicherung.

Darüber hinaus steht zu erwarten, dass jedes gesellschaftliche Engagement wertgeschätzt wird. Vor allem Hilfsarbeiten und geringqualifizierte Tätigkeiten werden nicht mehr unter diesem zerstörerischen Rationalisierungsdruck und diesem menschenverachtenden Kosteneinsparungsdruck stehen wie zur Zeit.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist also ein emanzipatorisches Projekt, mit dem die Menschen gegenüber dem Arbeitsmarkt (und damit auch dem Staat gegenüber sowie dem einzelnen Arbeitgeber in Gehaltsverhandlungen) und auch untereinander emanzipiert werden.

Meines Erachtens klingt das sehr viel besser, als mit einem menschenunwürdigen Regelsatz und menschenverachtenden Sanktionsandrohungen in menschenunwürdig bezahlte Jobs oder sogar volkswirtschaftlich absurde Ein-Euro-Jobs abgeschoben zu werden und zu diesem Zweck die Kinder in fremde Hände geben zu müssen.

Her mit dem bedingungslosen Grundeinkommen!